Eurosport-Podcast "Das Gelbe vom Ball": Boris Becker über das seelenlose Davis-Cup-Format, Doping im Tennis und die Aussichten für Sascha Zverev
15 September 2023 - Letzte Aktualisierung 19 September 2023

- Die neue Folge des Eurosport-Podcast “Das Gelbe vom Ball” jetzt überall, wo es Podcasts gibt
- Becker exklusiv zum aktuellen Format im Davis Cup: „Die Seele genommen“
- Eurosport-Experte „bisschen sprachlos“ nach Djokovic-Erfolg
- Becker exklusiv über Zverev: „Angekommen, wo er hingehört“
Leere Stadien, schlechte Atmosphäre - das aktuelle Format im Davis Cup erhitzt die Gemüter. "Leute, wer sich dieses Reglement ausgedacht hat, hat von Tennis keine Ahnung", sagt Eurosport-Experte Boris Becker, der mit Deutschland als Spieler dreimal den prestigeträchtigen Länderkampf gewann, dazu im Eurosport-Podcast "Das Gelbe vom Ball".
Mit Moderator Matthias Stach geht Becker zudem nach dem Dopingfall von Simona Halep der Frage nach, ob diese Thematik im Tennis zu oft unter den Teppich gekehrt wird. "Ich glaube, dass es deutlich mehr schwarze Schafe gibt, als wir alle wissen", sagt Becker.
Außerdem lassen Becker und Stach die Grand-Slam-Saison von Alexander Zverev Revue passieren. Der dreimalige Wimbledonsieger unterstreicht dabei, dass Zverevs starke Comeback-Saison nun die Norm sei und der Olympiasieger in der kommenden Saison "eine Schippe drauflegen“ muss.
„Sprachlos“ zeigt sich Becker hingegen im Hinblick auf die Leistungen von Novak Djokovic, der in New York als ältester Grand-Slam-Sieger seinen 24. Major-Triumph feierte und damit den Rekord von Margaret Court einstellte. „Das ist schon außergewöhnlich. Vor ein paar Jahren dachte ich, dass solche Rekorde gar nicht gebrochen werden können, weil man physisch und mental irgendwann für Leistungssport zu alt ist. Aber auch da verschiebt Novak Djokovic wieder die Grenzen.“
Im weiteren Gespräch beleuchten Becker und Stach eine mögliche Rückkehr von Rafael Nadal auf die Tennisbühne, den ersten großen Auftritt von Björn Borgs Sohn Leo beim Davis Cup, die deutschen Chancen im Davis Cup gegen Bosnien-Herzegowina, aber auch den US-Open-Titel und dessen Folgen für Coco Gauff oder das Verhalten des Publikums in New York.
Unten finden Sie ausgewählte Zitate aus dem Podcast mit Boris Becker, die Sie mit Nennung der Quelle "Eurosport-Podcast 'Das Gelbe vom Ball'" gerne in Ihrer Berichterstattung verwenden können. Zudem würden wir uns über eine Rückverlinkung auf den kompletten Podcast freuen.
Eurosport-Experte Boris Becker im Podcast "Das Gelbe vom Ball" über...
...das 'neue' Format beim Davis Cup: "Leute, wer sich dieses Reglement ausgedacht hat, hat von Tennis keine Ahnung! Da muss schnell eine Änderung herbeigeführt werden, vielleicht auch zurück auf das alte Format mit Heim- und Auswärtsspielen. Das ist für mich der wahre Davis Cup. Das ist die besondere Atmosphäre. Ich kann mich noch an Valencia erinnern, als Deutschland in Spanien gespielt hat - damals noch mit Nadal. Das war eines der bewegendsten Wochenenden, die ich jemals erlebt habe. Da muss der Davis Cup wieder hin. Unabhängig vom Ausgang der Wahlen bei der ITF muss da schnellstmöglich das Reglement wieder geändert werden. Denn so wie der Davis Cup heute stattfindet, ist das nicht gut. Jetzt ist die Frage, wie es weitergeht: Sind da die richtigen Personen im Board der ITF? Verstehen die genügend vom Tennis? Wissen sie, dass sie dem Davis Cup mit diesem System die Seele genommen haben? Da sind sich alle Topspieler einig. Wollen wir wieder zurück zum alten Reglement, das den Davis Cup ausgezeichnet hat? Ich hoffe, sie haben da einen klaren Moment und entscheiden sich für den Tennissport!"
…Doping im Tennis: „Ich habe auch gehört, dass man unterschiedlich Maß ansetzt. Spieler aus gewissen Ländern werden darauf hingewiesen oder informiert, dass ein Dopingtest kommt. Ich will jetzt gar nicht die Spieler und Länder nennen, aber es ist ein offenes Geheimnis, dass mit zweierlei Maß gemessen wird. Das geht natürlich nicht. Da müssen alle gleich behandelt werden. Ob das jetzt ein großer Name ist, ob ein Spieler aus Amerika, Rumänien, Deutschland oder Serbien kommt. Nur so bekommen wir die schwarzen Schafe raus. Ich glaube, dass es deutlich mehr schwarze Schafe gibt als wir alle wissen."
...Novak Djokovic: "Grundsätzlich überrascht mich bei Novak Djokovic nichts mehr. Aber dass er mit 36 Jahren noch die Motivation hat, dass er die Lust hat, dass er die Muße hat und die Zeit investiert... Ich meine, er muss niemandem mehr irgendwas beweisen. Jetzt hat er mit 24 Grand-Slam-Titeln Margaret Court erreicht und ist der älteste Grand-Slam-Sieger. Das ist schon außergewöhnlich. Vor ein paar Jahren dachte ich, dass solche Rekorde gar nicht gebrochen werden können, weil man physisch und mental irgendwann für Leistungssport zu alt ist. Aber auch da verschiebt Novak Djokovic wieder die Grenzen. Ich glaube, wir alle, die Tennis lieben, die auch ihn respektieren, sind ein bisschen sprachlos. Die Aussage, dass er glaubt, aufgrund seines Heimatlandes Serbien nicht ganz so populär wie möglicherweise Federer, der aus der Schweiz kommt, und Nadal, der aus Spanien kommt, ist interessant. Ich glaube, ein Fünkchen Wahrheit ist da wirklich dran. Aber ich glaube auch, dass das das Öl ist, das ihn brennen lässt. Dieses Gefühl, nicht gleichwertig behandelt zu werden wie andere Athleten aus europäischen Ländern oder Amerika, ist wahrscheinlich auch die Motivation, die er hat, um solche Erfolge zu erringen. Also, alles hat immer zwei Seiten.“
...Alexander Zverev: "Er spielt wieder im Konzert der Großen mit. Er ist angekommen, wo er auch hingehört. Dazu ist er ein viel zu guter Tennisspieler - das hat er auch über den Sommer hinweg gezeigt. Auch das Match gegen Sinner war eine Bestätigung für ihn, dass er körperlich wie spielerisch wirklich mit den allerbesten mithalten kann. Wenn er den Herbst des Jahres genauso spielt wie jetzt im Sommer, dann ist er bald wieder unter den ersten fünf, wo er meines Erachtens auch hingehört. Nächstes Jahr muss er eine Schippe drauflegen. Das ist immer das Verfluchte. Wenn du ein Jahr gut spielst, dann musst du es im kommenden Jahr nicht nur bestätigen, du willst dich ja verbessern. Deswegen hoffe ich wirklich, dass er mal wieder bei einem Grand-Slam-Turnier ins Finale kommt, vielleicht sogar auch eins gewinnt. Denn er ist wirklich gut genug dafür. Das muss auch die Motivation sein. Er kann nicht zufrieden sein mit einem Halbfinale oder einem Viertelfinale. Sein Ziel muss sein: Ich will ein Grand-Slam-Turnier gewinnen. Ich will die Nummer eins der Weltrangliste werden - und warum denn nicht?"
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Fabian Kunze
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