Dayana Yastremska exklusiv über ihre Flucht aus der Ukraine, Eva Lys: “Werde nichts beschönigen” | Exklusive Eurosport-Interviews
3 März 2022 - Letzte Aktualisierung 22 März 2022

- Yastremska: "Mein Herz blieb in der Ukraine, mein Geist kämpfte auf dem Court"
- Lys: "Man darf den Krieg in der Ukraine nicht unkommentiert lassen"
Die Lage in den Kriegsgebieten der Ukraine ist weiterhin besorgniserregend und nimmt auch Einfluss auf den Sport. Eurosport hat exklusiv mit zwei jungen Tennisspielerinnen gesprochen, die über ihre Erfahrungen mit dem Krieg und die aktuelle Situation in der Ukraine berichten.
Während in ihrem Heimatland Krieg herrscht, nimmt Dayana Yastremska gemeinsam mit ihrer Schwester Ivanna (15) aktuell beim WTA-Turnier in Lyon teil. Ihrer Ankunft in Frankreich ging eine dramatische Flucht aus der Ukraine voraus. Im exklusiven Gespräch mit Eurosport erzählt die 21-Jährige die Geschichte ihrer Reise – und schildert mit emotionalen Worten, wie der Abschied von ihren Eltern ablief.
Die deutsche Meisterin Eva Lys schlägt derzeit beim ITF-Turnier im kasachischen Nur-Sultan auf, die Gedanken aber sind in der Ukraine und bei der Familie. Die Hamburgerin wurde in Kiew geboren und kam im Alter von einem Jahr mit ihren Eltern nach Deutschland. Im Interview mit Eurosport.de schildert Lys eindrücklich, wie es ihren Verwandten in Kiew geht und mit welchen Gefühlen sie derzeit Tennis spielt.
Unten finden Sie ausgewählte Aussagen von Dayana Yastremska und Eva Lys, die Sie gerne mit Nennung der Quelle “Eurosport” in ihre Berichterstattung übernehmen können. Über zusätzliche Rückverlinkungen auf die kompletten Interviews würden wir uns freuen.
Dayana Yastremska über…
…ihre Flucht per Boot aus der Ukraine nach Rumänien: “Am Morgen des 24. Februar startete der Krieg, die Bomben fielen. Am Abend fasste mein Vater den Entschluss, das Land am nächsten Morgen zu verlassen, er wollte mit uns in einem Van über Ismajil nach Rumänien und dann weiter nach Lyon fahren. Am 24. wurden alle Flüge gestrichen, es wurde alles geschlossen. Es war auch zu gefährlich, das Auto zu nehmen, weil das Land bombardiert wurde und man nie weiß, wo die Bomben landen werden. Wir haben die Entscheidung gemeinsam getroffen, dass unsere Mutter bei unserem Vater bleibt, damit er nicht alleine ist. Wir haben sehr viel geweint, als wir das Boot betreten haben, mit dem wir den Fluss nach Rumänien überquert haben. Wir haben unsere Eltern gesehen und haben unglaublich viel geweint, weil wir nicht wussten, wann und wo wir sie das nächste Mal sehen werden. Wir wissen nicht, wie das Ganze enden wird."
…das Gefühl in Lyon auf dem Tennisplatz zu stehen: “Ich kann nicht beschreiben, wie ich mich gefühlt habe. Ich habe auf dem Platz gesagt, dass mein Herz in der Ukraine geblieben ist und mein Geist auf dem Court kämpfen wird. Es ist wirklich schwierig, eine Balance zu finden.”
Eva Lys über…
…ihre Erinnerungen an Kiew und die Ukraine: “Mir bedeutet Kiew unbeschreiblich viel. Meine Familie stammt von dort und wir waren regelmäßig zu Besuch. Das war ein großer Teil meiner Kindheit und es bricht mir das Herz, wenn ich sehe, was mit den Menschen und dieser schönen Stadt jetzt passiert.”
…den Kontakt zur Familie in der Ukraine: “Ich möchte vorweg eines klarstellen: Es ist schrecklich und ich werde nichts beschönigen. Es ist furchtbar. Ich habe zum Beispiel das Bild einer Freundin meiner Mutter vor mir, die mit ihrer kleinen Tochter in der U-Bahn übernachtet. Wenn wir telefonieren, dann sind die Bombeneinschläge durchs Telefon zu hören. Die Menschen sind hilflos im Angesicht der Angriffe, aber sie sind unglaublich mutig.”
…die Entscheidungen der Tennisverbände: “Zunächst finde ich es sehr gut, dass die Tennisverbände ITF, WTA und ATP schnell gehandelt haben – und auch richtig. Tennisprofis verkörpern nicht in derselben Art und Weise ein Land, wie es Nationalmannschaften tun. Daher halte ich es für richtig, russische Teams zu sperren, um eine glasklare Botschaft zu senden. Und ich finde es gut, dass man im Tennis Flaggen oder den Bezug zu Russland rausnimmt, die einzelnen Profis aber spielen lässt.”
…das Verhalten russischer Spielerinnen beim aktuellen Turnier in Kasachstan: “Viele russische Spielerinnen, die hier sind, verhalten sich respektlos gegenüber denjenigen, die vom Ukraine-Krieg betroffen sind. Sie lachen darüber, machen sich lustig. Einige ziehen demonstrativ einen Trainingsanzug in den russischen Nationalfarben an. Umso wichtiger ist, dass wir stark und weit verbreiten, was da wirklich passiert. Diese Nachricht muss bei allen Menschen ankommen. Ich bin der Meinung, dass man den Krieg in der Ukraine nicht unkommentiert lassen darf und als Sportlerin seine Reichweite einsetzen muss.”
Kontakte

Dominik Mackevicius
Communications & PR ManagerLeitung Brand Communications

Fabian Kunze
Communications & PR ExecutiveEurosport, TELE 5 & discovery+